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Freitag, 31. August 2012

Saubere Schuhe und ein Glücksticket

Die erste Woche in Russland ist schon fast vorbei.
Langsam fange ich an, hier anzukommen. Wir haben echt gutes Wetter und da ist es ganz schön, dass noch keine Schule ist.
Gestern war ich mit Mascha und ihren Freunden unterwegs. Ich finde, dass die Russen wirklich nett und offen zu mir sind, auch wenn ich das meiste nicht verstehe.
Generell sind die Russen immer gut gekleidet, absolut verplichtend aber sind saubere Schuhe. Ich hab noch nicht ganz verstanden warum, aber man findet wirklich niemanden mit unsauberen Schuhen, egal wie abgerissen seine sonstige Kleidung ist. Dabei ist es durchaus sehr schwierig seine Schuhe sauber zu halten, denn es gibt nicht zwangsläufig gepflasterte Wege ;D
Am besten kann man hier aber Busfahren, jede Fahrt kostet nur 15 Rubel, also ungefähr 38 Cent. Wenn du einsteigst setzt du dich gleich hin, irgendwann kommt dann eine Babuschka in einer grünen Warnweste und verkauft dir das Ticket. Nasta hat mir erzählt, dass man in russischen Bussen immer nach einem Glücksticket sucht:
Jedes Ticket hat 6 Zahlen. Wenn sich die ersten 3 Zahlen und die anderen spiegeln, oder alle Zahlen zusammen 21 ergeben, hast du ein Glücksticket und kannst dir etwas wünschen.

Zufällig hatte ich gleich mal ein Glücksticket:

Morgen ist der erste September, der Wissenstag (День Знаний). In ganz Russland ist das traditionell der erste Schultag. Morgen wird der Schulanfang aber nur gefeiert, da Samstag ist.
Soweit ich das verstanden habe, fahren wir morgen Abend auf die Datscha, das traditionelle russische Gartenhaus.

Dieses Lied lief bei unserem Vorbereitungstag. Es ist zwar ganz schrecklich, aber man bekommts nicht mehr aus dem Kopf. Ungefähr in der Preislage sind auch russische Popsongs ;D


Nebenan im Haus läuft gerade "Moskau, Moskau" von Dschingis Khan. Ich bezweifle aber, dass die den deutschen Text verstehen. Es scheint trotzdem beliebt zu sein, lief auch schon im Radio auf der Fahrt nach Novgorod.


Russisches Wort des Tages:

Schuhe - обувь


From Russia with Love,

Heinrich (:





Mittwoch, 29. August 2012

nix verstehen

Mittlerweile habe ich mitbekommen, dass meine Russisch-Kenntnisse unterirdisch sind. Mein Vokabelschatz ist fast leer, es wär ganz gut wenn ich wenigstens Bahnhof verstehen würde, вокзал, das Wort kenn ich wenigstens. Leider reden auch Russen nur selten über Bahnhöfe.
Jedoch merke ich, dass es von Tag zu Tag besser wird, ich kann meiner Gastmutter (Galina) jetzt auch durchaus schon erklären ob ich noch Hunger habe oder schon kurz vom platzen bin. Sie kocht wirklich sehr gut (und viel), der Tag fängt schon mit warmem Essen an (meistens so etwas wie Pancakes), zum Mittag gibt's meist Suppe und abends auch wieder etwas Warmens. Galina erzählte mir, dass ihre letzte Austauschschülerin in einem Monat 2 Kilo zu genommen hat und danach nur noch vor dem Haus joggen war. Langsam kommt mir der Verdacht, mir könnte es auch bald so gehen... ;D

Nein wirklich, es wird immer besser mit dem Sprechen.
Heute konnte ich sogar, wenngleich auch sehr umständlich, der Postbeamtin klarmachen, dass ich gerne 10 Briefmarken hätte. Leider erst nachdem ich 10 Minuten im Raum herumstand, weil ich nicht mitbekommen habe, welche Beamtin gerade zuständig ist.
Ansonsten ist hier noch nicht viel los, die Schule beginnt für mich ja erst nächste Woche, und außer meiner Gastschwester kenn ich ja noch nicht so besonders viele Leute hier. Ich hab daher viel Freizeit und laufe meistens in der Stadt herum (daher heute nochmal ein paar bessere Bilder).
 Fluss Wolchow

Ich habe auch noch ein Foto von meinem Zimmer, es ist größer als zuhause:



Neben diesem Blog werde ich auch für mich noch etwas Tagebuch schreiben. Ich habe dafür sehr stilvolle Hefte gefunden. In Russland ist der Kunde nicht immer König, vorallem nicht wenn deine Ware auch noch per Hand in die Kasse eingegeben werde muss, statt sie einfach über den Scanner zu ziehen. Dann kommt es auch schon mal vor, dass man angeblafft wird, wenn man die 10 Kopeken (=0,2 cent) auf der Anzeige übersieht ;D 



Russisches Wort des Tages:



кушать - essen

From Russia with Love

Heinrich

Dienstag, 28. August 2012

In Russland liegt die Zukunft

Jedenfalls ist es bei mir zwei Stunden später als gerade in Deutschland. 2 Stunden sind nicht viel, vorallem wenn man bedenkt, dass es in einigen Teilen des Landes schon 10 Stunden später ist. Aber trotzdem bringt's dich durcheinander, vorallem morgens beim Aufstehen.
Ich bin nun schon den 2. Tag bei meiner Gastfamilie. Ich habe hier ein großes Zimmer und ein eignes Bad.
Spannenderweise fragt mich auch hier fast jeder Russe, warum ich denn bloß nach Russland gefahren bin. Aber wie gesagt, die Antwort kommt noch..
Heute war ich mit Mascha, meiner Gastschwester, schonmal in der Schule. Die ist, ehrlich gesagt, ziemlich klein. Aber darum geht's ja nicht.

Es sollten bis jetzt alle mitbekommen haben, dass die Stadt in der ich die nächsten Monate wohne, Velikiy Novgorod (russisch: Вели́кий Но́вгород) heißt.
Sie hat ungefähr 200.000 Einwohner und liegt im Oblast Nowgorod. Hier mal eine Karte:
Novgorod ist ziemlich alt (gegründet 859) und hatte früher einen Handelskontor der Hanse.
Ich denke, das reicht an Informationen, jetzt gibts noch ein paar Bilder (die qualität ist schrecklich, hatte nur mein handy mit).






Ich habe jetzt natürlich auch meine genaue Adresse, also falls mir jemand Post schicken will, dann schreibt er mir einfach ne Nachricht ;D (gibt natürlich auch Post zurück)


Russisches Wort des Tages:

мост - Brücke



Diesmal from Russia with Love,



Heinrich

Montag, 27. August 2012

Angekommen in Novgorod!

Und wie ;D
Wenn man jemandem wirklich zeigen will, wie riesig dieses Land ist, dann setzt man ihn in ein Auto und lässt ihn zwischen Ladas und Wolgas auf Russlands Straßen fahren. Auch hier macht sich russischer Pragmatismus wieder bezahlt; Stau kann man auch super auf dem Sandstreifen neben der Straße umfahren. (Geht besser mit einem Jeep als mit einem Lada, Letzteres scheint aber auch möglich zu sein).
Wegen der Schlaglöcher sollte man nebenbei aber besser nichts trinken und sich auf Nackenschmerzen gefasst machen.
Der Weg von Moskau nach Velikiy Novgorod ist mit 600km aber (für russische Verhältisse) relativ kurz, auch wenn 9 Stunden ausreichend anstrengend sind. Wer genug Zeit hat, dem würde ich auch den Weg nach Wladiwostok empfehlen (mit 11.000km, also rund 15 Tagesreisen auf russischen Straßen). Allein in die Landesmitte dauert es Ewigkeiten länger, als würde ich von hier zurück nach Deutschland fahren. Schon sehr groß, Russland ;D
Aber natürlich vergeht die Zeit sehr schnell, wer demnächst eine Party mit Oldie- und Trashhits feiern will, kann entweder stundenlang ne Playlist zusammenstellen oder einfach nur russisches Radio anmachen.  (ich bin für letzteres)

Bevor es losging nach Novgorod hatte ich natürlich noch eine Orientation. Das russische Austauschkommittee hat uns wirklich sehr herzlich empfangen, mit Rundtanz und Kalinka, aber das passte ganz gut.




Ich bin jetzt also erstmal angekommen in meiner Gastfamilie und werde bald wieder berichten.


Russisches Wort des Tages:


машина - Auto


Bis bald,

Heinrich

Samstag, 25. August 2012

Welcome to Russia

Nach einer Nacht im Hotel in Berlin, ging heute morgen der Flug von Berlin nach Moskau. Mit dem blauen Rotary-Blazer zieht man gleich alle Blicke auf sich, mitunter aber auch wieder die mitleidvolle Anerkennung, ein Jahr hier zu sein. Ich kann das nicht verstehen, denn mir gefällts hier.
Sich im Auto anzuschnallen soll in Russland eine Beleidigung an den Fahrer sein. Zum Glück mussten wir uns nicht gleich vor interkulturellen Problemen fürchten, denn das Auto, das uns abholte hatte schlichtweg gar keine Gurte ;D
Durch Moskauer Vorstädte wurden wir dann in unser Hotel gefahren. Es hat einen etwas verblichenen Charme, ist aber in Ordnung. Ich werde hier einen Tag eine Vorbereitung haben, mit anderen Austauschschülern. Morgen gehts dann mit dem Auto weiter nach Velikiy Novgorod.
Hier ein paar Bilder vom Hotel:

 Küche
 Wohnzimmer
Schlafzimmer


Ich werde das nächste mal aus Novgorod schreiben, denn hier in der Rezeption, wo man mit russischen Popsongsgeradezu belagert wird, ist das Internet ziemlich langsam.

Russisches Wort des Tages:

гостиница - Hotel

Bis bald,

Heinrich



Donnerstag, 23. August 2012

Visum ist da, Sachen gepackt...

...jedenfalls der größte Teil. Ein komische Gefühl, sein Zimmer aufzuräumen und sein ganzen Leben in einen 1 1/2 Koffer zu packen. Das Beste ist aber, dass das Visum endlich da ist. Es ist nicht allzu einfach im Behördenchaos des russischen Konsulates ein Visum zu beantragen, aber wahrscheinlich ist das eine gute Vorbereitung. In russischen Behören läuft grundsätzlich alles nach Plan ab, und wenn du etwas nicht einhälst ist's deine Schuld wenn du kein Visum bekommst.
Bei einigen Vorschriften erkennt man den Sinn erst mittelspät bis gar nicht; z. B. folgendes: nachdem ich meinen Visumantrag am 2. Konsulatsschalter abgegeben hatte, bekam ich eine Rechnung, allerdings nur über 0€, da mein Visum nichts kostet. Trotzdem war es unheimlich wichtig, dass ich mich nocheinmal in der Kassenschlange anstellte, dort einen Stempel bekam um dann die Rechnung mit Stempel wieder am Schalter abgab. Aber gut, es hat ja zum Glück alles geklappt.

So kurz vor der Abfahrt gibts ziemlich viele Dinge zu tun, schöne (Abschiedsfeier) und unschöne (Zahnarzt, Aufräumen, Verwandte anrufen ;D).
Heute werde ich die letzte Nacht in Stralsund schlafen, morgen geht's dann nach Berlin. Und samstagmorgen geht der Flieger nach Moskau. Ich melde mich dann wieder aus Russland, so fix es geht.

Also, auf ins Abenteuer ((:

До свидания

Heinrich

Dienstag, 14. August 2012

Bald geht's los

nach Russland. Eigentlich wollte ich den ersten Eintrag erst schreiben, wenn ich mein Visum bekommen habe, aber das scheint sich ne ganze Weile hinzuziehen. 
Am 25. August geht der Flieger und dann beginnt mein Austauschjahr in Russland.

Nach Russland? 
Diese Frage hab ich oft gehört, zumeist aber mit dem ungläubig-mitleidvollen Unterton, als hätte ich gerade mitgeteilt, ich wolle demnächst eine Rentierfarm in Simbabwe eröffnen.
Warum ich nach Russland fahren will, kann ich auch nicht so genau sagen. Aber in 10 Monaten, das versprech ich, versuch ich's zu beantworten. 
Natürlich will ich auch Russisch lernen. Russisch hat mich schon immer fasziniert, einfach weil's nicht jeder sofort lesen kann. Als Kind fand ich dass genial (heute eigentlich immernoch). Mir fällt ehrlich gesagt auch kein anderer plausibler Grund ein, warum ich Russisch lernen will. Vielleicht wird Russland ja auch in den nächsten Jahren zur vorherrschenden Wirtschaftsmacht und Russisch wird Weltsprache (eher unwahrscheinlich, aber schaden kanns ja nicht). Besser klingt natürlich: "Ich wollte schon immer einmal Dostojewski im Original lesen". Das kommt sicher auf einer Stehparty des Junge-Literaturfreunde-Clubs ganz gut, würde mir aber so ganz keiner abnehmen, da ich Dostojewski auch niemals in einer deutschen Übersetzung gelesen habe (geschweige denn, ernsthaft darüber nachgedacht). 
Außerdem muss man entweder ziemlich abgehoben oder ein Hardcore-Dostojewski-Fan sein, um nur deswegen ein Jahr nach Russland zu gehen.
Jedenfalls, so ganz kann ich keinen überzeugenden Grund nennen. Aber irgendwie hat mich Russland schon immer fasziniert.
Für viele ist es einfach das große, unbekannte Land im Osten. Aber ich glaube, dass da mehr ist, zwischen Taiga und Tundra, zwischen Kalinka und Katjuscha, zwischen Wolgograd und Wladiwostok. (klingt nach viel Pathos, ist aber ernst gemeint).

Jedenfalls, ich werde berichten. 

Bis dann

Heinrich