Translate

Sonntag, 28. April 2013

Kultur-Tour mit Sperrholz

heyhey!


Kultur - das war das Thema der Woche! Aber dazu gleich, erstmal erzähle ich euch über unsere Klassenexkursion am Donnerstag.

Nach der 5. Stunde sind wir alle zusammen nach Tschudowo gefahren, ein 15.000-Einwohnerort, 70 Kilometer nördlich von Novgorod. Außer dem Bahnhof, der an der Moskau-St. Petersburg Strecke liegt, gibt es dort eigentlich nicht soviele Sehenswürdigkeiten außer: einer Sperrholzfabrik. Ja und genau in die sind wir gefahren. Dort hatten wir eine halbe Stunde Führung in Schutzwesten, Brillen und Ohrenschützern, bei der wir uns unendlich viele Maschienen zur Sperrholz-Produktion ansahen (genau so interessant wie es klingt). Danach konnten wir dort aber noch in der Kantine essen, was für den Preis echt unschlagbar war (:



Anschließen fuhren wir in das Museumshaus des russischen Dichters Nikolai Alexejewitsch Nekrassow (Н. А. Некрасов, 1821-1877), der dort immer mal seinen Sommerurlaub verbrachte und wichtige Gedichte und Romane schrieb. Außerdem ist er unheimlich gerne jagen gegangen (beliebter russischer "Sport" zu der Zeit), daher ist das ganze Anwesen mit Bärenfellen, Hirschgeweihen und ausgestopften anderen Trophäen überhäuft.
Alles in allem war es aber ganz interessant mal woanders mit der Schule hinzufahren ;D


Nun zum Kulturteil: Nachdem ich ja die letzten Monate nicht ganz so oft ins Theater gegangen bin, habe ich mich diese Woche intensiv damit auseinandergesetzt und war 4 Mal dort. 
Dazu muss man sagen, dass wir auch gerade ein Theaterfestival in Novgorod zu Gast haben, daher sind verschiedene Ensembles und Schauspieler von überall zu uns in die Stadt gekommen (z. B. aus Japan, Frankreich, Ungarn, Wales, etc.).
Es folgt ein kurzer Bericht der einzelnen Aufführungen:

№ 1, Montag

Name:
Юнона & Авось (Junona & Avos), 1979

Was?:
Russische Rock-Oper

Sprache: 
Russisch und Spanisch

Worum ging's?:
Ein russischer Abenteurer fährt Anfang des 19 Jhd. nach Amerika, um dort für die russische Ostamerika-Kompanie im (damals noch spanischen) Kalifornien zu arbeiten. Dort lernt er auf einem Ball natürlich ein Mädchen kennen, sie verlieben sich, es gibt aber noch einen Mitbewerber. Das Ganze endet in einem Duell, was der Russe zwar gewinnt, aber durch den Skandal und die wirtschaftlichen Probleme seiner Kompanie muss er zurück nach Russland und stirbt einsam in Sibirien, das Mädchen wartet 35 Jahre in einem Kloster.

Wie war's?: 
Also die Musik, die zwar wenig an "Rock" erinnerte, sondern eher an eine Art Sowjet-Schlager, war eigentlich ganz unterhaltsam. Alles andere dafür war echt nicht gut, Choreographien und Schauspiel sind meiner Meinung nach sehr laienhaft gewesen. Bei dem Preis und der 30-jährigen Aufführungs-Historie hätte ich mehr erwartet.


№ 2, Freitag


Name:
Angiolina Neroliva

Was?:
2-Mann-Theaterstück

Sprache: 
Französisch und Italienisch, mit russischen Untertiteln

Worum ging's?:
Das süditalienische Mädchen Angiolina Neroliva will dem eintönigen Schicksal entkommen, welches ihr in dem kleinen Dorf in dem sie wohnt, bevorsteht (Arbeiten auf Olivenfeldern) und fährt deshalb mit ihrer Großmutter Concetta in die Stadt zu ihren Brüdern. 
Dort erlebt sie das harte Stadtleben; beim Arbeiten in einer Nähfabrik und beim Wohnen mit ihren Brüdern in einer Arbeiter-Gemeinschaftswohnung. Natürlich lernt sie bei in der Fabrik einen Mann kennen, dann geht's aber noch um die italienische Familienehre und am Ende fährt sie zurück in ihr Dorf in Süditalien.

Wie war's?:
Die beiden französischen Schauspielerinnen waren einfach klasse. Eigentlich haben sie mehr eine Geschichte erzählt, dabei gesungen und getanzt und weniger ein Theaterstück aufgeführt. Ohne großartige Requisiten oder Kostüme und nur zu Zweit, unterstützt von italienischen Volksliedern und ihrem Akkordeon haben sie wunderbar und mit viel Humor die unterschiedlichen Charaktere der Geschichte dargestellt und das Schicksal des süditalienischen Landmädchen ganz toll erzählt. Nach der Aufführung konnte ich auch noch kurz mit einer der Schauspielerinnen sprechen, was ziemlich interessant war.


№ 3, Freitag


Name:
M von Macbeth

Was?:
Physisches Theater

Sprache: 
Englisch

Worum ging's?:
Das Stück spielt auf zwei Ebenen, zum einen geht es um den inneren Konflikt von Shakespeares Macbeth, auf der anderen Seite um den inneren Konflikt der heutigen Jungend. Beide, MacBeth und der moderne Jugendliche kämpfen mit innerer Ungewissheit über das eigene Sein, der Anpassung an Erwartungen ihrer Umwelt. Es zeigt eine Adaption des inneren Kampfes, ausgelöst durch Macht und Einfluss bei McBeth übertragen auf die heutigen Anforderungen an Jugendliche, sowie auch deren Gefahren und Versuchungen.

Wie war's?:
In einem Wort: grandios. Gespielt haben 4 ausgebildete Schauspieler und ein Jugendlicher, mit Ausdruck und auch Humor, aber vorallem mit wirklich gut durchdachten Motiven und tieferem Sinn. In tollen Bewegungen und Choreographien haben sie diesen inneren Kampf und die Versuchungen, Einflüsse, den eigenen Erfolg und das Scheitern an gesellschaftlichen Anforderungen dargestellt, sind dabei aber gut verständlich geblieben, so dass man auch ohne künstlerisches Fachwissen die Botschaft verstehen konnte. Ich war wirklich absolut begeistert.




Name:
Altera Pars - Die andere Seite

Was?:
Zeitgenössischer Tanz

Sprache: 
Ohne, Tänzer aus Ungarn

Worum ging's?: 
Die ganze Darbietung ist ein Duett zweier Individuen in einer Athmosphäre die bis auf die beiden leer ist. Sie existieren zuzweit, außerhalb ist nichts, sie kämpfen in ihrer Zweisamkeit, müssen sich gegenseitig in ihrer grotesken Welt erkennen.

Wie war's?:
Meiner Meinung nach zu zeitgenössisch. Die wahrscheinlich mit präziser Sorgfalt erdachten Elemente haben sicherlich alle eine sehr tiefe Bedeutung, die sich mir aber nicht immer erschließt. Vieles sah für mich irgendwie aus wie umherrobben auf dem Boden oder wie willkürliche Drehbewegungen, obwohl es eigentlich eine hart erarbeitete, bedeutungsintensive Choreografie ist.
Leider waren auch die Umstände nicht so toll, da wir auf provisorischen Holzbänken in einem engen Zuschauerraum sitzen mussten, und einen Großteil der Bühne gar nicht sehen konnten. Das beeinträchtigt ja auch immer den Eindruck.

alle bilder und mehr Info's: http://www.kingfestival.ru


So, dass war meine Kulturwoche - bald beginnt der Mai und damit der letzte Monat meines Austausches. Als erstes kommen aber die Maifeiertage - vielleicht gehen wir ja demonstrieren ;D

Ich werde dann berichten!

Russisches Wort des Tages:

сцена (szená) - Bühne




From Russia with cultural impressions

 Heinrich



Sonntag, 21. April 2013

Vorurteile im Check (3): Soljanka, Pelz und Balalaika

Привет!)

Eine weitere Woche ist rum, das geht echt fix.
Das Wetter hat sich schlagartig geändert. Lag am Anfang der Woche noch überall fast ein Meter  Schnee, ist bei 12-15°C in 4 Tagen alles geschmolzen und wir haben nun viel Sonne. Trotzdem geht's jeden Tag zur Schule, dort passiert eigentlich nichts spannendes, außer das ich  Bücher in solch einer Anzahl lese, wie es sonst nur über mehrere Jahre verteilt schaffe ;D
Meistens lese ich auf Englisch, weil die Buchläden hier immer ein paar Sachen im Original dahaben (z. B. Christie, Hailey, Salinger). Mittlerweile lese ich auch auf Russisch, am Anfang noch Agatha Christie als Übersetzung und zurzeit gerade -Achtung: Dostojewski!
Der Traum wird war, erinnern wir uns doch an diesen ersten Blogeintrag:

Bald geht's los (14. August 2012)

Ja, der Kreis schließt sich, vorallem für Blogleser der ersten Stunde (danke übrigens für fas 6000 Aufrufe!)

Da außer einem ganz guten Jazz-Konzert diese Woche nicht viel los war bei mir, gibt es eine neue Folge Vorurteils-check:

8. Balalaika:

Etwas, das man sofort zu Russland zuordnet ist natürlich - die Balalaika. Die Balalaika ist ein Zupfinstriment mit dreieckigem Schallkörper, von der Art her ähnlich wie eine Gitarre oder Laute, allerdings traditionell mit 3 Saiten. Auch wenn es als traditionelles Instrument gilt, wird es relativ selten gespielt. Jedoch wird Balalaika-Spielen in den Musikschulen als Unterrichtsfach angeboten. Anzutreffen ist sie allerdings doch eher nur noch auf Volksfesten oder in Soldatenfilmen, dann so in etwas wie hier:


9. Alles nur provisorisch

Wenn in Russland auch soviel nicht klappt, nicht funktioniert, nicht so arbeitet wie es soll - eine Lösung gibt's dafür immer. Also wenn es einen Weltmeister in Improvisation gibt, dann ist das mit Sicherheit Russland. Mitunter auch mal recht unkonventionell, kann man die Karosserie eines Unfallwagens doch ganz gut durch Pappe  wieder rekonstruieren. Wenn plötzlich Gäste kommen, findet sich an den unmöglichsten Stellen doch noch ein Platz zum Schladen. Und warum sollte man etwas neues kaufen, wenn das alte doch noch (größtenteils) funktioniert. Wer braucht denn ein gutfahrendes Auto - hauptsache, es fährt überhaupt! (das tun nämlich auch Fahrzeuge, deren Produktion schon vor Jahrzehnten eingestellt wurde)
Das ganze hier und dort mal reparieren führt natürlich dazu, dass das Land permanent in einen provisorischen Übergangszustand liegt, nichts wird so richtig fertig gemacht. Anstatt eine Straße richtig zu erneuern, repariert man nur soviel, dass es bis zum nächsten Jahr wenigstens hält (wenn man Glück hat). Eine der beiden großen Brücken in unserer Stadt, die letztes Jahr schon für lange Zeit überarbeitet wurde, ist ab jetzt schon wieder 3 Monate für Reparaturen gesperrt, weil es letzes Mal nicht gereicht hat.
Allerdings spiegelt das relativ gut die russische Mentalität wieder - Russen planen selten für lange Zeit voraus, man lebt ja im Hier und Jetzt. Das führt allerdings auch dazu, dass viele Menschen in unfertigen Häusern wohnen. Es funktioniert zwar alles was notwendig ist, aber an Türen oder eine Wandverputzung ist nicht zu denken - wozu brauch man das auch?

10. Pelzmäntel

Modisch unterscheidet sich Russland von uns Europäern eigentlich nur im Winter. Kleidungsstück № 1 ist dabei der Mantel (russ. пальто, palto). Vorallem ältere Damen tragen dabei gerne Pelzmäntel (oft mit passender Uschanka). Natürlich gibt es auch viel Kunstpelz, allerdings ist ein großer Teil doch von echten Tieren, darunter teure Mäntel mit großen Fellkragen. Grund dafür - es ist einfach das Beste zum Warmhalten.
Was bei uns schon überall Tierschützer auf den Plan rufen würde, führt in Russland allenfalls zu Unverständnis. Umwelt- und Tierschutz nehmen nehmen einen sehr geringen Teil im Leben der Russen ein. Zum Beispiel jetzt, wenn der Schnee weggetaut ist, findet man fast keinen Ort mehr, der nicht mit achtlos weggeworfenem Müll überhäuft ist. Und auch Tiere sind nach dem Menschen auch in den meisten Fällen zweitrangig - als Hausbelustigung oder aber eben als Wärmerspender im Winter



11. Soljanka

Wer an russisches Essen denkt, dem kommt wahrscheinlich die Soljanka-Suppe als erstes in den Kopf (vorallem wenn man aus Ostdeutschland kommt). Dabei ist Soljanka in Russland überhaupt nicht die Nummer eins beim Essen. Es gibt zwar durchaus fast jeden Tag Suppe, denn das ist das typische Mittagessen in russischen Haushalten. Absolute abgeschlagen auf den ersten Plätzen liegen dabei aber Borschtsch (rus. Борщ, Suppe mit Kohl und Roter Beete) und Schtschi (rus. Щи, einfache Weißkohlsuppe).
Soljanka musste ich mir erst von meiner Gastmutter wünschen, um sie hier in Russland essen zu können. Die typische Soljanka besteht aus sauer eingelegtem Gemüse (z. B. Salzgurken), Tomaten und verschiedenen Sorten Fleisch. Außerdem gibt es oft Kapern und Oliven, die allerdings erst kurz vor dem Essen hinzugegen werden.
Der Geschmack unterscheidet sich relativ stark von der Version, die wir in Deutschland essen, ist aber trotzdem empfehlenwert (:







Gut, das war mal wieder eine neue Folge vom Vorurteils-check, übrig bleiben die Themen: Rolle der Frau, Martrjoschkas und Downloadparadies. Wem noch was einfällt, der kann mir wie immer schreiben.

Ansonsten bin ich auch in 50 Tagen schon wieder zu Hause!

Russisches Wort des Tages:

читать (tschitat'h) - lesen

From Russia with Love

Heinrich

Sonntag, 14. April 2013

Vorurteile im Check (2): Kommunismus mit Russenmütze

Время летит! - Die Zeit rennt.
In nicht einmal mehr 2 Monaten bin ich wieder zu Hause!

Die letzte Woche war nicht soo spannend - irgendwie habe ich aus Asien noch Husten mitgebracht, der nicht so ganz verschwunden ist bis jetzt. Dann hat natürlich auch der Schulalltag wieder angefangen, der im Vergleich zum Camp und zur Rotary-Tour ziemlich langweilig ist.
Letztes Wochenende habe ich hier noch einen Deutschen getroffen, der für einen 10-Tage-Austausch  nach Novgorod gekommen war. Das war echt mal ganz nett, denn Deutsche in so'ner russischen Kleinstadt wie hier gibt es eher selten!


Apropros Deutsch, Mein Gastbruder Sascha bekommt jetzt Deutschunterricht bei einer Privatlehrerin, die zu uns nach Hause kommt. Ich bin auch kurzerhand Teil des Unterrichts geworden und habe mit ihm die Aussprache geübt, die wirklich nicht schlecht ist.

Ansonsten taut gerade der Schnee, der hier für 5 Monate durchgängig gelegen hat - und alles steht unter Wasser und ist dreckig. Die Unmengen von Streusand verwandeln die Bürgersteige in ganze Schlammfelder. Abgesehen davon gibt's aber wenig neues, daher wieder mal ein kleines Vorurteile-Special:

6. Kommunismus + Konservativismus

Zu allererst muss ich sagen, dass auch in Russland  vor über 20 Jahren das politische System gewechselt hat (viele vergessen das ja immer). Russland ist durchaus kein kommunistisch geführter Staat mehr.
Allerdings wird mit der Sowjetvergangenheit anders umgegangen, als wir das in Deutschland vielleicht mit der DDR kennen. Die Russen sehen das einfach als Teil ihrer Vergangenheit, den jeder erlebt hat. Warum sollte man ihn dann verheimlichen?
Filme, Musik und Bücher aus dieser Zeit erfreuen sich immernoch großer Beliebtheit. Zum Männertag wird auch ohne Bedenken die Uniform aus alter Zeit ausgepackt. Wenn man durch die Stadt geht findet man noch an vielen Gebäuden und Zäunen Hammer-und-Sichel-Symbole. Auch Lenin steht noch an ein paar Orten herum, auch wenn es weniger Statuen gibt als früher. Doch das heißt alles nicht, dass man die Sowjetzeit übermäßig verehrt oder verklärt. Es macht für Russen bloß keinen Sinn etwas abzureißen oder wegzuwerfen, nur weil ein altes Zeichen drauf ist.
Natürlich hört man auch hier ab und zu, dass "früher" (vor 1990) alles besser war. Ganz davon überzeugt ist z. B. die rotgekleide Rentnergruppe, die am Nevskiy Prospekt in Petersburg mit Sprechchören und Fahnen die Wiedereinführung des Kommunismus fordert. Für Touristen wird das Thema sowieso nochmal ausgeschlachtet, man kann eigentlich nichts ohne Hammer-und-Sichel-Zeichen kaufen an solchen Souvenirbuden, egal ob Anstecker, Lenin-Notizblöcke oder KGB-Flachmänner.

Ansonsten ist die russische Gesellschaft in einigen Bereichen noch sehr konservativ, z. B. beim Thema Homosexualität. Per Gesetz ist es zwar straffrei, aber Akzeptanz gibt es eigentlich keine dafür. Auch beim Blick auf Kriegsgeschehen und Soldatenverehrung ist die Sicht darauf konservativ-heroisch und wird eigentlich nie hinterfragt.
Wer sonst noch mehr über die russische Gesellschaft wissen möchte, schreibt mir!






 Eine Leninsammlung aus: Novgorod, Perm und Wyborg

7. Schapka

Mit Russland verbindet jeder diese typische Mütze, die die Russen immer in Filmen tragen. Die Uschanka (Уши, Uhschie - Ohren) ist für die meisten der Inbegriff der russischen Kleidung - aber weitaus weniger anzutreffen als man denkt. Gedacht ist diese Mütze natürlich für den Winter, da sie Ohrenschützer hat (daher der Name), die allerdings meistens auf dem Kopf zusammengebunden sind. Die Ohrenschützer wirklich zu benutzen ist nämlich nicht so "männlich". Getragen wird die Uschanka meist von Polizisten und Soldaten. Und natürlich von Touristen, denn die kaufen die Dinger (meist mit Russenstern) mit Abstand am liebsten!
Allgemein werden Mützen, Kappen und Hüte von Russen aber sehr viel getragen. Na klar, im Winter wäre es auch kalt.
Beliebter als die Uschanka ist allerdings eine Art gefütterte Bergmütze. Bei Frauen sind (Kunst-)pelzmützen in verschiedensten Farben sehr verbreitet.
Der Name "Schapka" für die oben beschriebene und bekannte Uschanka ist nicht ganz richtig, denn Schapka (Шапка) bedeutet ganz allgemein Mütze und passt auch für alle anderen Arten davon.

Ein paar andere Themen sind ja noch offen, so wie Rolle der Frau, Soljanka, Balalaika, Alles nur provisorisch, Martrjoschkas, Pelzmäntel und Downloadparadies.
Die gibt es dann beim nächsten Vorurteils-Check!

Russisches Wort des Tages:

Весна (wessná) - Frühling

From Russia with Love

Heinrich

Sonntag, 7. April 2013

Reise in den Osten (2)

Hallo,

hier ist wie versprochen der zweite Teil vom Ural-Trip:


Nach dem Camp fuhren wir alle zusammen nach Kungur und haben dort eine Eishöhle besucht, die zwar ganz schön war, mit einem total klaren Eissee, aber dann doch nicht unglaublich atemberaubend.
Danach fuhren wir nach Jekaterinburg (Екатеринбург), die erste russische Großstadt auf dem asiatischen Landesteil. Dort haben wir uns natürlich die Stadt angeschaut, die echt schön ist.
Die ganze Stadt ist eine Mischung aus alt und neu. Dort steht z. B. das höchste Gebäude in Russisch-Asien und ne Menge alter Kirchen drum herum. Jekaterinburg ist übrigens auch der Ort an dem die letzte Zarenfamilie ermordet wurde (Kirche auf dem Blute).



 Eis-Höhle

 Jekaterinburg
 Blutkirche




Später sind wir zur Grenze zwischen Europa und Asien gefahren, sind mehrmals hin und her gesprungen und haben Fotos gemacht. Es ist schon ein komisches Gefühl, ein paar Schritte zu gehen und schon ist man auf einem anderen Kontinent.




In Ekaterinburg haben wir bei einem Mann gewohnt, dessen ganzes Haus eine Art Militärmuseum war. Ihm gehörte ein ganzer Haufen Uniformen und Mützen, die wir natürlich alle anprobiert haben. Zum Abschied gab's auch noch ein rotes Pioniertuch als Geschenk. Einen Abend fuhren wir zu seinem Kumpel, der mal eben nen alten deutschen Panzer bei sich im Vorgarten hatte. That's Russia.







Am nächsten Tag haben wir noch eine Schule angeschaut und waren dort Zuschauer bei einer Theatergruppe, zu der ein (in Russland) bekannter Schauspieler kam, um sich deren Aufführung anzusehen.
Die meiste Zeit wurden wir dabei gefilmt und ein paar mal interviewt, daher kamen wir auch mal wieder in den russischen Nachrichten vor. Hier der Link:



Nach Jekaterinburg fuhren wir erst in Richtung Snedjinsk (Снежинск) und trafen den dortigen Rotary-Club in einem Hotel außerhalb der Stadt. In dieselbige hereinfahren konnten wir aber nicht, da Snedjinsk eine für Ausländer geschlossene Stadt ist (dort steht ein Atomreaktor oder so). Trotzdem war das dort ganz nett ;D



Weiter ging es dann nach Tscheljabinsk, die Stadt, die dem einen oder anderen vielleicht durch den Meteoriteneinschlag bekannt ist, der dort vor nicht allzu langer Zeit stattfand.
Wir haben in Tscheljabinsk alle bei Studenten gewohnt, ich bei zwei netten Mädchen die Politik und Jura in der Akademie des russischen Präsidenten studieren. Dort waren wir einen Tag (und die hatten Free-Wifi!) und haben an so einem Wettbewerb teilgenommen.
Natürlich haben wir uns auch die Stadt angeschaut, die aber als Industriestadt nicht ganz so atemberaubend ist. Dort gibt es halt Unmengen an Ural-metallverarbeitenden Betrieben und sonst nichts, außer ein paar Denkmäler und Unis.
Vom Meteoriten haben wir aber leider nichts gesehen.

 Statuen im Stadtpark

Tscheljabinsk - Energie aus dem Weltall (mit Flugkarte des Meteoriten)
 Meine beiden Gastschwestern


Alles in allem hat's mir dort unglaublich gefallen. Wir paar Austauschschüler sind mittlerweile so gute Freunde geworden, dass ich die schon hier in Novgorod vermisse. Es wird sehr schwer werden, wenn wir uns in 2 Monaten am Flughafen verabschieden, ungewiss ob und wann wir uns wiedersehen. Aber es ist schön zu wissen, Freunde auf der ganzen Welt zu haben!

Russisches Wort des Tages:

Друзья (drusja)- Freunde


From Asia with Love,

Heinrich

Freitag, 5. April 2013

Reise in den Osten (1)

Hallo,

da bin ich wieder; gesund und munter (mehr oder weniger) aus dem Ural.

Tut mir leid, dass ich euch solange nicht geschrieben habe, aber das Internet war nicht so genial. Dafür gibt's jetzt alles berichtet:


Am 21. März bin ich nachts mit dem Zug nach Moskau gefahren, was ziemlich komisch war, da ich allein gefahren bin. Zum Glück habe ich mich dann aber in Moskau einer Freundin getroffen, zusammen sind wir dann zu einen Ort gefahren, von dem man einen super Überblick über Moskau hat (den Namen habe ich nu leider vergessen). Dort war es aber echt komisch, denn wir trafen dort keine Menschenseele und das in Moskau mit, nach Höchstschätzungen bis zu 20 Millionen Einwohnern! Wir hatten uns schon darauf vorbereitet, dass die Zombieapokalypse ausgebrochen sei, trafen dann aber doch ein paar Leute im Stadtzentrum.


 Moskau





Später traf ich die anderen Austauschschüler am Flughafen und wir flogen nach Perm in ein Camp.

Die Entscheidung dorthin zu fahren war eine der besten, die ich dieses Jahr gemacht habe:
Dort habe ich so viele super Leute getroffen, das war echt unglaublich. Das Ganze hieß "Hilton-Camp" und dorthin fahren Kinder und Jugendliche um Englisch zu lernen und eine Woche gemeinsam Zeit zu verbringen. Jeden Tag gibt es Englisch-Unterricht (wir hatten respektive Russisch-Unterricht), dann bereitet man abends eine Show vor und führt etwas auf. Auch wenn das jetzt nicht so spannend klingt, es ist super: und zwar durch die Leute die dort hinfahren. Das kommt daher, dass die ganze Organisation sich selbt übernimmt, d. h. es gibt mehrere Gruppen von "Junior-Supportern", die schon oft dort waren und die Abendshows organisiern. Manche schon bis zu 30 Mal, das muss man sich mal vorstellen!





Naja, viel zu kompliziert zu erklären, aber ich kann euch sagen, die Athmosphäre dort war genial! Hab selten solche energiegeladenen Menschen getroffen.
Einen Tag zum Beispiel haben wir "Secret Friend", dabei muss man einer zufällig gezogenen Person kleine Geschenke machen, jedoch so, dass sie es nicht mitbekommt. Mein Secret Friend hat mir echt den Tag besser gemacht ;D




Leider hatte ich 3 Tage Fieber und musste im Zimmer liegen. Außerdem waren wir noch zwei Tage in der Innenstadt von Perm, waren im Zirkus und in einer Schokoladenfabrik. Letzteres war echt genial, da wir dort die ganze Schokolade direkt vom Band essen konnten.







Nachdem wir uns schweren Herzens von den Camp-Leuten verabschieden mussten, fuhren wir weiter in den asiatischen Teil Russlands, nach Jekaterinburg. Davon erzähl ich aber im nächsten Blogeintrag ;D




Russisches Wort des Tages:

Конфеты (Konfjeti) - Süßigkeiten


From Russia with Love

Heinrich