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Sonntag, 24. Februar 2013

Vaterland und Männertag

С Днём защитника Отечества!

Gestern, am 23. Februar, war hier in Russland der "Tag des Verteigers des Vaterlandes" (rus. День защитника Отечества, "djen saschitnika otetschestwa") - also hauptsächlich der Tag der Soldaten und der Armee, halboffiziel aber auch einfach der Tag der Männer. Bis vor der Ende der Sowjetunion hieß der Tag noch "Tag der Roten Armee".

Das Ganze wurde schon am Freitag in der Schule ausreichend gefeiert. Nach der sechsten Stunden gab es Wettbewerbe für die Jungs, die alle irgendwie mit der Armee verbunden waren, z. B.

Panzerrohr-malen mit verbundenen Augen.
Nachricht dechiffrieren.
Ausrüstung im Raum suchen.
"Der Scharfschütze" (Darts spielen).
Soldatenlieder singen

Unsere "Klassenarmee" hat dabei den 2. Platz gemacht. Dann wurden wir Jungs von den Mädchen aus unserer Klasse mit Pizza und Kuchen empfangen, wobei sich jede von ihnen auch noch einen guten Wunsch für uns ausdenken musste.


Unsere Klassenarmee

Panzerrohr-Malen

Ehrung für uns Jungs
Im Kulturhaussaal neben unserer Schule wurde dieser Feiertag dann auch mit einer Feierstunde bedacht, zuerst mit einem militärisch-offiziellen Teil, beginnend mit dem Einzug und der Ehrung der russischen Staatsflagge (aufstehen) und der Nationalhymne (selbstverständlich stehenbleiben) und wurde durch den Auszug der Staatsflagge später wieder beendet (aufstehen). Dieser Teil bestand hauptsächlicht aus ansprachen diverser Militärangehöriger, Ehrung von Weltkriegsveteranen und Ordensverleihung an verschiedene Leute.
Danach folgte der feierliche Teil mit Auftritten von Tanz- und Gesanggruppen und Gedichtrezitatoren, die hauptsächlich davon handelten, wie das einfache, gutherzige, russische Mädchen zu Hause auf ihren Liebsten wartet, der fern von der Heimat sein Vaterland verteidigt. (vergl. Lied "Katjuscha"), und nach getaner Arbeit (Bomben abwerfen, Panzerfahren, etc.), wieder glücklich nach Hause zurückkehrt. Die ganz normale Romantik des Krieges also.
Außerdem trat noch eine Kriegs-Geschichte-Nachspielgruppe auf, die den mittelalterlichen Kampf um Novgorod nachstellte und eine Spezialeinheit der Polizei, die zeigte, wie sie angreifende Terroristen mit bloßer Hand niederstrecken und zum Abschluss mit Platzpatronen auf die Saaldecke schossen, was das bis dahin eingeschlafene Publikum ruckartig wieder aufweckte und die Babuschkas erschrocken aufschreien ließ.
Meine Geschichtslehrerin neben mir war von allem hochbegeistert und klatsche bei jedem Militär am lautesten und sang auch mit wenn's irgendwo ging. Abgeschlossen war das ganze nach fast 2 Stunden mit einem Lied zu Ehren der Offiziere (aufstehen).
Beim Herein- und Herausgehen wurde man von uniformierten Jugendliches aus Militärschulen oder Marineklubs begrüsst, den zukünftigen Vaterlandsverteidigern also. Außerdem gab es einen Haufen Frauen, die den "echten" Männern zu ihrem Feiertag gratulierten und Glück und Gesundheit wünschten.
Ansonsten war die Feierstunde hauptsächlich ein Schautragen von Uniformen und klimpernden Orden.

Der richtige Feiertag war dann aber erst am Samstag, wir hatten daher keine Schule. Von meiner Gastfamilie habe ich eine Originalausgabe von Leo Tolstois "Krieg und Frieden" geschenkt bekommen, das ich ja schon immer mal lesen wollte. (aufmerksame Leser erinnern sich an meinen ersten Blogeintrag, bei dem ich mich ja schonmal auf russische Literatur eingestellt habe)
Ansonsten bekommt man den ganzen Tag Nachrichten von Mädchen, die einem zum Feiertag gratulieren und dir wünschen, dass du mutig und Tapfer bist (oder wirst).

Ein Hoch auf das traditionelle Rollenbild!

 Ich hab auf der Veranstaltung leider keine Bilder gemacht, alledings hier mal die jungen Militär die uns da begrüßt haben


Am Sonntag war ich mit Sascha auf einer КВН-Show, (КВН= Клуб Весёлых и Находчивых, dt. Klub der Lustigen und Einfallsreichen), ein in ganz Russland beliebtes und bekanntes Wettbewerbsspiel. Teams verschiedener Schulen oder Universitäten treten gegeneinder in verschiedenen Wettbewerben an - hauptsächlich zeigen sie vorbereitete Sketche, es gibt aber auch Runden in denen jemand aus dem Team Witze erzählt oder jemand Fragen stellt, auf die die anderen Teams nach kurze Nachdenkzeit eine möglichst ungewöhnlich Antwort finden müssen (z. B.: Warum ist Kaviar rot ?, Wieso spielen Frauen kein Eishockey ?, etc.). Solche Shows gibt es in fast jeder russischen Stadt, in größeren auch innerhalb einer Schule und natürlich auch im Fernsehen, wo es eigentlich herkommt.
Mir hat das ganze sehr gefallen, natürlich habe ich nicht jeden Witz verstanden, was natürlich nicht nur rein an der Sprache lag, trotzdem hat mir die Show sehr gefallen. Natürlich ist nicht immer jeder Sketch ein Treffer und nicht immer lacht das Publikum, aber das bewundere ich an den Russen, egal ob gut oder schlecht, das wird durchgezogen. Mit Selbstbewusstsein und ohne Angst, das mal was nicht ankommt, man muss ja auch dran denken, dass die Teams das in ihrer Freizeit ausdenken um andere zu unterhalten und nicht um professionell zu sein.
Ich glaube, dank unserem deutschen Hang zum Perfektionismus und unserer Angst mal was Selbstgemachtes auf ner Bühne zu zeigen, gibt's sowas nicht bei uns, jedenfalls habe ich noch nie davon gehört - wenn doch würde ich das gerne mal auf Deutsch erleben!



So, das wars mal mit einem Ausflug in die russische Kultur, ansonsten alles beim Alten hier.


Russisches Wort des Tages:

выступление (wuystuplenie) - Auftritt

From Russia wirh Love

Heinrich



Sonntag, 17. Februar 2013

Wohnen in Russland

Приветчик!

Schon wieder ist eine Woche vergangen, unheimlich schnell. Die Schule war ziemlich langweilig diese Woche und meine Klasse musste ein Vorbereitungsexamen in Mathe schreiben. Dank meiner Geschichtslehrerin musste ich auch an so einem Geschichtswettbewerb über deutsche Geschichte und Kultur teilnehmen. Das war also ein Fragebogen, den man ausfüllt und mit nach Hause nimmt, es gibt 60 Fragen und jeweils 3 Antwortmöglichkeiten.
Wer jetzt aber denkt, die Fragen sind wie "Wie heißt Deutschlands Hauptstadt?: A) Bremen B) Berlin C) Doberlug-Kirchhain", der liegt absolut falsch. Die Fragen sind ziemlich schwer und auch mit Hilfe von Freund Google fast nicht zu beantworten. Beispiel:

Welcher deutsche Schriftsteller ehrte Rembrandt in seinen Gedichten?
A) Goethe B) von Kleist C) von Arnim?

Igor Sewerjanin schrieb über diesen deutschen Autor, dass er "notwendig wie das Evangelium" sei:
A) Rilke B) Remarque C) Nietzsche?

Naa, wer ist hier Sewerjanin-Experte? Und wer kennt den überhaupt?

Und soweiter mit den Fragen - wer nochmehr haben will, soll mir schreiben. Die richtigen Antworten kommen dann im März irgendwann.


Am Donnerstag war ja Valentinstag und der wird hier mehr gefeiert als bei uns jedenfalls kommt mir das so vor ;D Die jüngeren tauschen untereinander Valentinskarten aus, allerdings nicht nur die Verliebten, wie bei uns, sonder auch Freunde gegenseitig. Meine Gastschwester hat so um die 10 Karten verschickt.

Ansonsten war alles beim Alten.

Ein anderes interessantens Thema ist die Wohnsituation in Russland, davon wollte ich euch mal erzählen.
Wer sich russische Städte als eine Anhäufung großer, grauer Wohnblöcke verstellt, der hat - größtenteils Recht. Die meisten Russen leben in Wohnungen und, diese sind meistens in diesen Blöcken untergebracht. Dabei ist es aber überhaupt kein anzeichen für unterdurchschnittliches Einkommen oder so, wie man das ja bei uns zu Hause oft pauschalisiert. Es gibt vereinzelt auch Häuser, aber die sind meist in schlechterem Zustand als Wohnnung - oft nur halbfertig oder es fehlt irgendwo etwas, irgenwas funktioniert (noch) nicht (mehr). Mir gefallen Wohnung von Russen daher fast immer besser als Häuser. Wohnblöcke gibt es in unterschiedlichstem Zustand - mit Fahrstuhl, ohne, alt, neu, groß, klein.
Bekannt sind vorallem die "Chruschtschowka"-Häuser - einfache, fünfstöcke Plattenbauten mit geringstem Komfort, die zur Regierungszeit Nikita Chruschtschows gebaut wurden um die arge Wohnungsnot damals zu lindern. Eigentlich als Übergangslösung konzipiert, leben auch heute noch zahlreiche Familien in solchen Wohnungen - deren Name in unterschiedlichsten Lieder und Geschichten Platzt findet.

Chruschtschowka


In Ballungszentren wie St. Petersburg oder Moskau ist die Lage natürlich nochmal anders. Dort gibt es riesige Wohnkomplexe, mit Umfängen von mehreren Kilometern und über 50 (!) Stockwerken. Also über 1000 Menschen leben dann in einem Gebäude. Ich finde das schon eine krasse Vorstellung. Bei solchen Mengen hat natürlich jede Wohnung eine Nummer, Namen auf den Klingelschildern sind sowieso total unüblich. Bei großen Blöcken unterteilt man außerdem noch nach Korpus und Eingängen.
Früher, als der Wohnungsmangel noch sehr ausgeprägt war, haben viele Leute auch in sogenannten Kommunalkas gelebt - verschiedene, fremde Familien bewohnten verschiedene Räume ein und der selben Wohnung, teilten sich dazu Bad und Küche.
Diese Wohnform gibts heutzutage zwar noch, ist allerdings aber sehr sehr selten geworden.







Russisches Wort des Tages:

Im Russischen gibt es eine Reihe von Worten mit schönen Doppelbedeutungen, z. B.:

мир (mir) - Welt und Frieden
свет (svjet) - Welt und Licht

weitere suche ich bei Gelegenheit mal raus ;D

From Russia with Love

Heinrich

Sonntag, 10. Februar 2013

Sowjetfilmstars im Schneeregen

Heyhey!


Endlich ist es wärmer! Ja wir haben seit langem endlich mal wieder Plusgrade. Es schneit zwar immer noch oft, aber es ist nicht mehr so beißend kalt. Der Nachteil ist nur: es taut. Und das nicht zu knapp. Alles ist nass, matschig und dreckig, und das Eis, das auf den Wegen liegt ist, zusammen mit dem Wasser, unheimlich glatt. Man kann sich freuen, wenn man es aus der Schule bis nach Hause schafft ohne 3 mal hinzuknallen. (Es bedarf einer eigenen Technik sich mit der Schultasche auszubalancieren). Ansonsten stört an dem Wetter nur, dass die Eisbahnen geschlossen sind, gerade jetzt, als man mir Schlittschuhe gekauft hat. Ab nächster Woche wird es aber wieder kälter und laut Wetterbericht steuern wir auf wieder auf -20 grad zu.

Am Dienstag ist endlich eines meiner Weihnachtspäckchen angekommen, wenn auch leicht lädiert. Aus irgendeinem Grund haben die das auch in die Schule geliefert. Aber, nichtsdestotrotz, so hatten wir im Februar nochmal Lebkuchen und Weihnachtsmänner.

Sascha und ich haben angefangen alte Sowjetfilme zu schauen. Die sind unheimlich lustig und auch gut zu verstehen, denn eigentlich wird wenig gesprochen, sondern mehr gespielt. Die drei Filme, vom Regisseur Leonid Gaidai, sind heute noch immer total beliebt. Zwei davon sind Filme mit Episoden aus dem Leben von Schurik, einem ordentlichen Sowjetbürger, der zufällig in verzwickte Situationen gerät. Schurik ist so bekannt, dass es für ihn sogar in verschiedenen Städten Denkmäler gibt. Gespielt wird er vom "Volkskünstler der RSFSR" Alexander Demjanenko (А. С.Демьяненко)
Der dritte Film ist von der Art so ähnlich, nur nicht mit Schurik in der Hauptrolle, sondern mit "Simon Simonewitsch", gespielt von Juri Nikulin (Ю. В. Никулин).


Die Filme, vollkommen sehenswert:

Schurik-Filme

Operation "ы"/"Y" (операция "Ы")
Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf ( Иван Васильевич меняет профессию)

der andere:

Der Brillantenarm (Бриллиантовая рука)













Das Wochende war ich mit Sascha in St Petersburg, wir waren viel in der Stadt unterwegs und haben uns mit Lisa getroffen. Zusammen waren wir auf der Kolonade der Issakskathedrale, von der man einen guten Ausblick auf die Stadt hat. Das Wetter war ziemlich anstrengend, durchgehender Schneeregen, jedoch passt das auch sehr schön ins Petersburger Stadtbild.


Ansonsten ist alles gut!

Russisches Wort des Tages:

посылка  (passiylka)- Päkchen

From Russia with Love,

Heinrich

Sonntag, 3. Februar 2013

Eislaufen Tag und Nacht

Hallo,

Ich habe jetzt überlegt, ne Zeit lang nur noch einmal die Woche zu schreiben, denn es sind ja zur Zeit ganz normale Schulwochen und ich glaube, das ist nicht ganz so spannend für euch.
Allerdings habe ich eigentlich relativ wenige Stunden in der Schule, meine Mitschüler haben viel mehr. Denn jeder geht noch zu Extrastunden für die Examensvorbereitung. In Russland gibt es nämlich auch am Ende der 9. Klasse ein Examen,  und dann natürlich am Ende der 11. Klasse das ЕГЭ, vergleichbar mit unserem Abitur. Die Elftklässer besuchen Extrakursn in die Universität und das man am Sonntagnachmittag zu seinem Chemielehrer geht um sich nochmal helfen zu lassen ist absolut normal.




Am Montag hab ich hab beim Abendessen mal vorgeschlagen Eislaufen zu gehen. Meine Gastmutter fand das eine super Idee und meinte nur "los geht's". Also sind wir gleich losgefahren, denn die Eisbahn hat bis um 24:00 Uhr auf. In der Woche!
Das ist wirklich einer der großen Vorteile von Russland: die Öffnungszeiten. Während ich in Deutschland nach 17:30 nicht mehr auf die Straße gehen brauch, da eh alle Läden schon geschlossen haben, kann man hier in Russland auch in der Woche bis um 8 Uhr abends Bücher oder Blumen kaufen. Die meisten Supermärkte haben noch länger auf, wenn nicht sogar 24 Stunden, die ganze Woche. Und auch am Sonntag kann man meistens noch ganz entspannt irgendwo einkaufen, denn viele Läden haben geöffnet.
Am Freitag waren wir dann nochmal Eislaufen, da habe ich dann versucht Rückwartsfahren zu lernen, was aber auch ganz gut geklappt hat zum Ende hin. Es gibt hier 3 Eisbahnen und am Freitag waren wir im alten Stadion, wo die ganze Rasenfläche jetzt vereist ist.



Neben den Öffnungszeiten ein andere Sache, die in Russland viel besser ist: der Nahverkehr, wie schon öfter mal angesprochen. Ob die Metro in St. Petersburg, die man für ca. 50 cent unbegrenzt in alle Richtungen nutzen kann und die auch alle 3 Minuten fährt oder eben die Busse in der Stadt, 30 cent sind da echt nicht zu schlagen. Die fahren auch sehr oft (alle 5-10min, Fahrpläne gibt es natürlich nicht), was sie bei -20 Grad aber auch müssen um die Fahrgäste nicht zu Eissäulen erstarren zu lassen. Das einzige was stört ist der Stau zur Rush-Hour. Novgorod ist zwar nicht sehr groß, liegt aber wie einige andere Städte auch, auf zwei Ufern eines Flusses. Man hielt es dabei aber nur für nötig, 2 Brücken über den Fluss zu bauen, die die auch noch beiden Hauptstraßen verbinden. Wenn ich eine Freundin, die am anderen Ende der Stadt wohnt, besuche, dann fahre ich manchmal ne ganze Stunde im völlig überladenen Bus. In der Zeit könnte ich von Stralsund nach Rostock fahren und wäre wahrscheinlich immer noch früher da.

Ansonsten hat mein Gastbruder jetzt mit seinen Freunden eine Band gegründet, und ich war jetzt ein paar mal bei der Probe ;D
Mittlerweile habe ich auch mein russisches Souvenir im Zahn, nach 4 Operationen. Aber jetzt ist's wieder gut und das reicht meiner Meinung nach jetzt auch wieder an kranksein.


Russisches Wort des Tages

кататься на коньках (katatcja na konkach) - Schlittschuh laufen

From Russia with love

Heinrich