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Mittwoch, 26. September 2012

Borschtsch und Babuschkas

Привет!


Gestern war für mich ein besonderer Tag, denn ich bin schon seit einem Monat hier!
Länger war ich noch nie im Ausland, schon gar nicht allein.

Ich wurde schon ein paar mal gefragt, ob ich finde, dass die Zeit schnell vergeht.
Nunja, eigentlich schon, auch wenn ich schon einen Monat hier bin, ist die Umgebung noch so neu und irgendwie nicht vollständig realisierbar. Trotzdem gibt es Momente in denen ich mich schon total zu Hause fühle.
Ich finde aber allgemein, dass Zeit sehr schnell vergeht, außer man sitzt gerade völlig desillusioniert in der Mathestunde.
War nicht gerade noch Frühling? Bald fangen die Läden wieder an, Milliarden an Schokoloadenweihnachtsmännern in Silberpapier zu verkaufen, vornehmlich an die Mütter quengelnder Kleinkinder. Und war der Urlaub nach Spanien, Italien, Schweden dieses Jahr? oder letztes? oder sogar vor 2 Jahren?
Ja, ich finde das Zeit rückblickend sehr schnell vergeht. Ob im Austauschjahr noch schneller, das weiß ich nicht. :)

Vor ein paar Tagen gab es hier zu Hause Borschtsch ( Борщ ), eine typisch russische (oder auch ukrainische) Suppe mit Rote Beete, Rindfleisch, Kohl und allerlei anderen Dingen. Dazu gibts traditionell noch nen Löffel Smetana (eine Art Saure Sahne):

Für die, die denken in Russland gibts nur Soljanka: eine Schüssel Borschtsch

Typisch Russisch ist auch, dass man in jeder Wohnung, egal wo man ist und warum und ob man eingeladen ist, man zieht immer seine Schuhe aus. Normalerweise bekommt man dann тапочки (Tapotschki), eine Art Plüschpantoffeln, denn Russen haben spannenderweise alle wichtigen Gegenstände auch für Gäste da. (außer natürlich man steht mit 20 Mann vor der Tür).

Natürlich habe ich auch welche :)

Als Kulturgut gibt es heute mal die singenden Ömis vom Eurovision Songcontest. Man muss übrigens nicht denken, dass sowas hier ein Ausnahme-Knaller ist, auf Volksfesten gibt es Musikgruppen, die sind fast genauso ;D
(wer übrigens versucht seine Russischkenntnisse anzuwenden - das ist Udmurtisch)



Russisches Wort des Tages:

время - Zeit


From Russia with love

Heinrich

Sonntag, 23. September 2012

Ein riesiger Geburtstag

Hier in Novgorod war dieses Wochenende ganz schön was los: 1150 Jahre Russland!

Aber der Reihe nach:

Am Donnerstag war nochmal ein Rotary-Treffen. Netterweise mussten wir nicht die ganze Zeit da sitzen, denn man hat uns nach ein paar Minuten zum Bowlingspielen geschickt.:)

wichtige rotarische Kontakte

Wie gesagt, Weliki Novgorod war an diesem Wochenende der Schauplatz der Feiern zu 1150 Jahre Russland. Die Stadt wurde schon seit Tagen geputzt und geschmückt, Dauerbaustellen verschwanden auf wundersame Weise ganz schnell, Bühnen wurden aufgebaut, Flaggen aufgehängt und Weiß-blau-rote Lichterketten an den Brücken befestigt. Auch meine Schule hat sich verplichtet gefühlt, unsere Stadt für diese Tage sauber zu machen: deshalb waren wir auch alle kollektiv Müllsammeln im Park für Putin (der nichtmal kam, wie man mir sagte).

kollektiver Reinigungseinsatz

Am  Freitag gab es denn ein fettes Feuerwerk und alle Leute waren auf den Beinen.
Am Samstag waren wir dann auf dem Jahrmarkt, auf dem an Millionen Ständen allgmöglicher Krempel verkauft wurde; unter anderem Schwerter, Martrjoschkas, Topflappen, Balalaikas, Kitschbilder, Lidschatten, Handys - alles an einem Stand.
Natürlich gab es auch kulturelle Darbietungen; singende Omas, kämpfende Männer und tanzende Mädels mit Kornährenzöpfen und Trachten. 
Das ganze war wirklich ganz nett, dank dem mittlerweile sehr kaltem Wetter hatte es aber mehr etwas von frühem Weihnachtsmarkt, weshalb am Nebentisch im Esszelt auch zum Aufwärmen schonmal ne große Flasche Whiskey herhalten musste. 
  durchaus gut besucht

Der Höhepunkt war aber eine Flugshow, direkt über dem Gelände. Ich liebe ja Flugshows und habe echt großen Respekt vor den Piloten, wenn die Überkopffliegen, Schrauben und Herzen auf den Himmel malen und immernoch die Kontrolle behalten, wenn ihr Flugzeug so schnell vom Himmel stürzt, dass die Zuschauer schon anfangen zu beten.











Hier noch ein kleines Video: (Die Qualität hier im Blog ist ausserordentlich schlecht, aber trotzdem)
Wie man also sieht, war ganz schön was los in meiner Kleinstadt und die Russen haben ihren Geburtstag echt groß gefeiert.
Heute war ich in der Banja, der russischen Sauna. Das war aber so speziell, dass es die Tage dazu einen eigenen Blogeintrag gibt!


Russisches Wort des Tages:

самолёт - Flugzeug


From Russia with Love
Heinrich  

Mittwoch, 19. September 2012

Passhüllen aus der Sowjetunion

привет!

Russland ist nicht mehr dir Sowjetunion! Oh mensch, mich wundert, wie viele das noch denken! Man steht hier weder eine Stunde für Apfelsinen an, noch gibt es nur einen Fernsehkanal.
Tatsächlich gibt es genauso Supermärkte wie in Deutschland, außerdem kleinere Läden (Продукты) in denen man meist noch bedient wird.


Falls man mal für's Wochenende ein bisschen mehr Mehl und Zucker zum backen braucht, dann kann man das auch in Säcken kaufen (Im Supermarkt!). Ich stelle mir dabei bildlich vor, wir eine Babuschka mit Kopftuch einen Sack Mehl aus dem Einkaufzentrum trägt.

Vor dem Einkaufzentrum gibt es dann noch einen Bauernmarkt, auf dem Fleisch diverser Tiere und Honig verkauft werden. Das muss ein ganz grausamer Arbeitsplatz sein, denn über den großen Honigschalen schwirren Heerscharen von aggressiven Wespen und Bienen.


Vorgestern war ich mit Alyona in einem Kaufhaus, dem "Rus". Da ich eigentlich ständig meinen Pass mit mir herumschleppen muss (hier gilt genauso Ausweispflicht wie in Deutschland, aber es gibt keine Personalausweise für Russen, nur Pässe), hatte ich vor, mir eine Schutzhülle dafür zu kaufen. Das scheint hier in großer Markt zu sein, denn es gab wirklich alle Farben und Formen von... Passhüllen!

Unter anderem auch welche mit:

"Hallo, ich bin aus er UdSSR."
Habe mir dann vorgestellt, wie der Passbeamte mich anschauen würde, wenn auf meinem Passumschlag stände: "Hallo, ich bin aus dem Dritten Reich". makaber, makaber..
Wer kauft sowas?

Gestern war ich wieder joggen, und habe mich gefragt, warum denn die Dauerbaustelle an der Brücke jetzt auf einmal weg ist. Aber mein Gastvater hat mir heute erzählt, dass Putin diese Woche kommt, da geht das natürlich alles etwas fixer.

 Joggen im Sonnenuntergang (leider wieder nur vom Handy)


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Vor einigen Tagen ist in Amerika ein Teilnehmer des Rotary-Austausch-Programmes an den Folgen eines Autounfalles verstorben. Sein Name war Tomas Saraví. Auf der ganzen Welt wird der Familie das Beileid viele Austauschschüler zu Teil. Ich kannte Tomas Saraví nicht, aber er war genau wie ich als Rotary-Austauschschüler in ein fremdes Land aufgebrochen. Deshalb möchte ich dies hier erwähnen. Der Familie gilt meine Anteilnahme.
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Russisches Wort des Tages:


мёд - Honig


From Russia with Love


Heinrich

Sonntag, 16. September 2012

Volkssport: Pilze sammeln

привет!

Schon wieder ist eine Woche rum, und für mich wird alles langsam Alltag, deshalb schreibe ich nicht mehr ganz so oft den Blog, es wird aber regelmäßig bleiben.
Mehr dazu unten, bitte lesen!

Ich hab mittlerweile meine Russischstunden nicht mehr mit Taylor zusammen und laufe mittags immernoch zwischen den 2. 3. oder 4. Klassen umher. Die Lehrerinnen rächen sich jetzt schon dafür, dass ich in deren Unterricht nicht so wirklich aufpasse; denn in der Pause, wenn ich eigentlich zur Cafeteria will, werde ich von den Kindern gedrängt, Blumen zu zeichnen,  Buchstaben zu schreiben aus ihrer Fibel vorzulesen.
Nachmittags treffe ich mich meistens mit Leuten aus meiner Klasse und wir laufen irgendwo hin. Spazieren ist hier, ganz ehrlich, die Freizeitbeschäftigung № 1.
Manchmal gehen wir auch Playstation spielen, wobei ich aber regelmäßig verliere. Wenn ich mich motivieren kann (bisher noch selten) jogge ich auch am Wasser lang und zwei- oder dreimal um den Kreml, denn ich brauch echt Sport um nicht zu zunehmen, bei dem vielen Essen.
Gestern, am Samstag hatte ich gleich mal um 8 Uhr Schule. AM SAMSTAG!

Habe jetzt auch Aufkleber für meine Tastatur und kann auch kyrillisch schreiben. Das ist echt genial:


Heute war ich mit Taylor und Alyona (Ihrer Gastschwester) Pilze sammeln. Das ist echt der beliebteste Volkssport in Russland.
Natürlich kann man überall in den Wald gehen, aber jeder hat ja seinen bestimmten Platz. So fuhren wir, als wir von der Hauptstraße abbogen, Ewigkeiten über Feld- und Sandwege ("Straßen", es gibt dort sogar Bushaltestellen mitten im Nichts).Solange, dass ich dachte, wenn wir noch ein Stück weiter fahren sind wir schon drüben in Wladiwostok. Aber wir kamen dann auch an und es war ganz gut. (Auch wenn ich die Info, dass hier immer mal Bären rumlaufen, nicht unbedingt gebraucht hätte)

 Babuschkas im Wald




Die Pilze, die ich gefunden hatte, hab ich auch mit nach Hause genommen, aber leider wollte meine Gastmutter nur 2 und hat alle anderen gleich entsorgt. Naja ;D

IN EIGENER SACHE:

Langsam bin ich hier in Novgorod angekommen und daher gibt es nicht mehr ganz soviel Neues, dass ich jeden 2. Tag schreibe, ich denke es läuft so auf ein- bis zweimal die Woche hinaus, dafür bleibts dann hoffentlich interessant.
Bis jetzt wurde der Blog knapp 900 angeschaut, das ist ganz gut. Wenn es noch jemanden gibt, der mich kennt und den es interessieren könnte, wie es mir hier in Russland so geht, dann könnt ihr gerne die Blogadresse weitergeben!

neues-aus-novgorod-blogspot.de

Bis jetzt hat mir noch niemand so richtig gesagt, was er von dem Blog hält, deshalb schreib ich einfach über das, was ich denke. Wenn ich mal über ein bestimmtes Thema schreiben soll, oder ihr eine spezielle Frage habt, oder über dies und jenes mal etwas genauer wissen wollt, dann freu ich mich immer über eine Nachricht auf Facebook oder an folgende E-Mail-Adresse:

heinrich.bloginput@yahoo.de

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Russisches Wort des Tages:

Pilz - гриб

From Russia with Love,

Heinrich






Mittwoch, 12. September 2012

schreiende Essenfrauen und mysteriöse Anrufe

Heute ist hier in Novgorod noch mal der Sommer zurückgekommen und es ist richtig heiß :D

Langsam zeigen auch die Russischstunden schon Wirkung, denn ich kann mich schon ganz gut überall verständigen. Leider ist unserer Schule noch immer nichts für uns eingefallen, und wir müssen weiterhin abwechselnd in die 2., 3. oder 4. Klasse gehen. Das ist unglaublich langweilig. Bei sämtlichen Spielen auf dem Ipod hab ich nunmehr den Highscore gebrochen.
Für die kleinen sind wir aber eine Attraktion und es kommt schonmal vor, dass man auf dem Flur von Kindern umarmt wird (:
Übrigens hat man immer 40 Minuten-Unterrichtsstunden und dazwischen jeweils 20min Pause. Wir gehen meist in die Cafeteria, die schön billig ist. Die Essenfrau ist aber eher ungedulig;

Essenfrau: Pjatdesjet Tri Rublja!
Ich: (war das 15 oder 53 oder 58?)
Essenfrau (schreiend): PJATDESJET TRI RUBLJA!!!!! (+ diverse russische Beleidigungen)

Es ist immer wieder schön. Und wehe du hast's nicht passend ;D

Ich hab schon ein ein paarmal durchblicken lassen, dass die russische Bildung in Naturwissenschaften nicht ganz schlecht ist:

 Physik Klasse 7, Biologie Klasse 8? Nö, Erde & Mensch-Unterricht, Klasse 3


Ich hab ja schon von den tollen Bussen erzählt, aber natürlich fährt auch hier jeder Auto. Als Auto gilt alles, was vier Räder hat und fährt, mehr Beschränkungen gibt es hier. Wenn ich mir mal ein Auto kaufe, dann einen Lada, der fährt zur Not auch noch auf 3 Rädern weiter. 
Als Statussymbol gelten hier aber keine Sportwagen (mit denen kommst du auf Russlands Straßen eh nicht weit), sondern Geländewagen, die man relativ oft sieht. Ich werde irgendwann mal Bilder von den besten Autos machen.

Heute war ich mit Taylor einkaufen und sie war sehr verwundert, dass hier keiner ihre EC-Karte nimmt, wenn sie nen Preis von 2 Euro bezahlen muss. Sie meint, in Amerika bezahlt man auch 50 Cent mit Karte. 
Ich find Bargeld aber eh besser, da weiß man wieviel man hat.   
  
Ich kann euch sagen, dass es ein interessantes Gefühl ist, wenn dich jemand mit einer unbekannten Telefonnummer anruft, dich dann fragt это Генрих? (Ist dort Heinrich?), dich auf russisches zufaselt, dann in schrecklichem English "I watch you" sagt und auflegt. Ich habe immernoch nicht herausgefunden wer das war. 
Aber mein Freund der Bär passt ja auf :D



Russisches Wort des Tages:

столовая (auch: буфет) -Kantine, Cafeteria

From Russia with Love,

Heinrich  

Sonntag, 9. September 2012

Filme und Familienfeiern

привет, leute!

Mittlerweile bin ich schon die zweite Woche hier in Novgorod, die Zeit vergeht echt ziemlich schnell.
Zum Glück hatte ich am Samstag keine Schule, deshalb waren wir Freitagabend im Kino. 

Den Film habe ich in zweierlei Hinsicht nicht verstanden, einmal natürlich, weil er auf Russisch war, aber mehr eigentlich, weil er grottenschlecht war. Es handelte von einem Mann der als Drehbuchautor oder irgendwas in die Richtung Medien arbeitet, dann gefeuert wird, natürlich irgendwie ne Frau findet, irgendwelche Dialoge und ganz eindrucksvolle Bilder von Moskau. Soweit so gut, bis er dann in der Mitte des Films plötzlich meint, er müsse eine rote Kuh verbrennen, was er dann auch macht. Danach sieht er überall Monster. Wie das ganze ausgeht kann ich leider nicht sagen, denn alle haben sich dafür entschieden, dass es spannender ist zu Makdak (so nennt hier jeder McDonalds) zu gehen, als den Film weiter zu schauen. Der hieß übrigens Москва 2017 und ist eine russisch-amerikanische Co-Produktion. Spannend ist, dass auch amerikanische Filme in Russland früher Premiere feiern, als in ihrem Heimatland. 

Außerdem sind DVD's etc. hier ziemlich billig, da sie sonst eh niemand kaufen würde. (Man kann in Russland eigentlich alles aus dem Netz laden, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen)


Damit man auch mal Menschen sieht: Anya und Elina aus meiner Klasse


Heute hat mein Gastbruder seinen 25. Geburtstag mit der Familie gefeiert (eigentlich hat er schon gestern gefeiert mit Sauna und Wodka, etc. ;D). Dazu sind wir auf die Datscha gefahren, dorthin kamen dann auch die Babuschkas und Djeduschkas und Tanten. Es gibt dann immer viel Essen. 

Man fängt an mit Vorspeisen (Закуски); meistens diverse Salate und gefülltes Gemüse. In Russland wird aber in jeden Salat irgendeine Art von Sahne, Schmand, Mayonaise oder sonstige schreckliche Dinge hineingerührt, und wenn du gerade mal etwas ohne gefunden hast, dann haut dir die mütterliche Tante neben dir noch einen großen Löffel Smetana darauf, bevor du überhaupt dazu kommst, nein zu sagen. Aber es schmeckt trotzdem ganz gut.
Danach gibt es die Hauptspeise, diesmal war es Fisch. Der war wirklich gut, auch wenn ich Fisch nicht so mag. Mein Gastvater bezeichnete das als sein "Spezialgericht" (:
Danach gab es nochmal eine fette Torte (die Kalorien nehm ich noch bis nach Hause) und dann trinkt man Tee (чай), meistens schwarzen. Auch wenn heute fast keiner mehr einen Samowar benutzt, funktioniert das Prinzip ähnlich; man kocht erst Teesud und gießt ihn dann mit heißem Wasser auf.


Wenn man damit fertig hat, wird man noch genötigt, diverse Früchte und Süßigkeiten zu essen. Danach bist du wirklich satt. Russische Schokolade schmeckt aber nicht so besonders, dafür aber anderes. 
Zwischendurch wird immer angestoßen, und reihum spricht man einen Toast, also ein paar Worte an das Geburtstagskind zum Beispiel. Dabei versucht man sich immer gegenseitig zu überbieten in Wortgewandheit und Originalität. 
Komischerweise läuft während der ganzen Zeit der Fernseher, auch wenn überhaupt keiner hinschaut, wenn im Hintergrund Verbrechen aufgeklärt oder Hausstaubsäuger an Telefonanrufer verscherbelt werden. 


Das wäre dann ein Samowar


Nach Hause gings dann mit dem Taxi, das ehrlich gesagt spottbillig ist. 2-3€ kostet eine Fahrt in der Stadt, so teuer ist bei uns der Bus!
Ein Riss quer durch die Frontscheibe ist übrigens kein Grund, dass Auto nicht mehr als Taxi zu benutzen.


Morgen geht die zweite Schulwoche los und ich werde jetzt mal Russisch lernen.


Russisches Wort des Tages:

день рождения - Geburtstag


From Russia with Love

Heinrich

Donnerstag, 6. September 2012

Sushi - mi ma um bu

Seit zwei Tagen habe ich morgens in der Schule Russisch-Einzelunterricht mit Taylor. Unsere Lehrerin legt viel Wert auf unsere Aussprache, jedenfalls bestehen unsere Stunden hauptsächlich aus dem Nachsprechen von Lauten

am-om-un-af-of-uf-in-an-on-ak-ok-ik-ba-bo-bu-ro-ra-ri-at-ot-ut-tam-tan-taf-wo-wa-wu

Einige Buchstaben (z.b. D,T,L) werden anders gebildet als man es gewohnt ist und unsere Lehrerin versucht hartnäckig, uns die richtige Aussprache beizubringen, obwohl man eigentlich keinen Unterschied hört. Das einzige was ich immer noch nicht hinbekomme ist das R zu rollen. Das Problem dabei ist, dass alle Ausspracheanleitungen auf Englisch sind (wie auch der restliche Unterricht), das macht das ganze ein bisschen schwierig und abends bin ich so müde, weil mein Kopf mit so vielen Sprachen durcheinanderkommt. Interessanterweise habe ich gestern Abend angefangen, auf Englisch zu denken. Das war echt strange. :D


Nach dem morgendlichen Russischunterricht gehen Taylor und ich immer in eine der 2. -5. Klassen. Wir sollen da etwas verstehen lernen, da wir den Stoff ja schon kennen. Unsere schwierigste Aufgabe ist aber dabei nicht einzuschlafen, da es echt nix zu tun gibt.
Für die Grundschulkinder sind wir aber eine Attraktion und werden ständig ausgefragt. Da es nur 300 Schüler gibt, sind wir ziemlich auffällig, und jeden Tag laufen kleine Mädchen mit Schleifchen im Haar an uns vorbei, winken und rufen "Chello, Genry". :D



Gestern war ich mit Nastja Sushi essen. Eigentlich mag ich ja kein Sushi, aber ich muss sagen es hat hier ganz gut geschmeckt. Vielleicht ändere ich meine Meinung ja nochmal.
Nastja hat mir viel über Russland und Novgorod erzählt, z. B. das es sehr teuer ist in Russland zu studieren und sehr schwer ist dort angenommen zu werden. Deswegen möchte sie auch in Wien studieren und verbessert gerade ihr Deutsch.
Ich finde es ist ein großer Unterschied zu Deutschland, denn hier in Russland hat mit 17 jeder schon Karrierepläne, weiß genau was er studieren will (sofort nach dem Schulabschluss) und wo und was er arbeiten möchte. In Russlang beendet man die Schule mit Anfang 18 und es wird schon als Nachteil gesehen, wenn du erst mit 19 anfängst zu studieren.
Ganz im Gegenteil zu Deutschland, wo es ja normal ist, wenn man mit 21 noch etwas planlos durch die Gegend dümpelt.

Die meisten Russen sind übrigens nicht bei Facebook, denn das ist amerikanisch (Im Internet herrscht noch der Kalte Krieg). Die Russische Variante heißt vkontakte (вконтакте).

Hier noch mal ein paar Bilder aus Novgorod:

 Sophienkathedrale

 Folterinstrumente, letzte Benutzung vor 20(0) Jahren :D

 Novgoroder Kreml

 Der Hauptplatz


 Atomkraft scheint hier noch ein anderes Image zu haben

                                            Genosse Lenin wohnt unverändert am Zentralplatz


Russisches Wort des Tages:



четверг - Donnerstag


From Russia with Love,

Heinrich 

Dienstag, 4. September 2012

Schule am Samstag..

Wieso hat mir im Vorfeld niemand gesagt, dass es hier auch samstags Schule gibt?!

Ich dachte das hätten auch die Russen in den letzten 20 Jahren mal abgeschaft..
Naja, jedenfalls hatte ich heute meinen ersten richtigen Unterrichtstag. Meine Klasse ist echt ganz nett, es ist die 11. Klasse und damit der Abschlussjahrgang, denn in Russland gibts nur 11 Schuljahre.
Es ist noch eine zweite Austauschschülerin hier, sie heißt Taylor und kommt aus Florida.
Die Schule beginnt immer erst um 9 Uhr. Ich finde das ganz moderat. Wir hatten erst Physik, dann Englisch und dann Mathe. Ich glaube, man bekommt den Stundenplan erst immer einen Tag vor dem nächsten.
In den Pausen ist es echt anstrengend, da die Grundschulkinder schreiend um dich herumlaufen. Dafür ist aber die Cafeteria sehr billig. ;D

In Englisch haben wir einen Text gelesen und in Mathe und Physik habe ich jeweils überhaupt nichts verstanden. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich soviel Russisch natürlich nicht verstehe und zum Anderen damit, dass die hier echt weit im Stoff sind, vor allem in den Naturwissenschaften. Ich meine, sie müssen das alles ja in einem Jahr weniger schaffen, aber es ist doch nicht ganz einfach. Außerdem sind Taschenrechner und Tafelwerk verboten. Das macht das ganze noch einen Ticken schwieriger. Zum Glück muss ich hier das Jahr nicht bestehen, aber ich habe bemerkt, dass nach 10 Wochen Ferien der meiste Schulstoff in meinem Kopf durch anderes ersetzt wurde. Vor allem in Mathe habe ich fast nichts mehr auf dem Schirm.
Soweit ich das verstanden habe, werde ich die nächsten 2 Monate jeden Tag mit Taylor zusammen Russischunterricht haben.
Die meisten Mitschüler versuchen Englisch mit dir zu reden, auch wenn das durchaus nicht so leicht zu verstehen ist. Aber es klappt schon irgendwie.
In Russland muss jeder alle Fächer besuchen, die einzige Auswahl sind die Profilstunden. Es gibt zusätlich zu den regulären Stunden noch Extra-Stunden und dort kannst du wählen, was dich interessiert.

Morgen hat meine Klasse обж, so etwas wie "Grundlagen der Zivilsicherheit."
Dort lernt man etwas über Erdbeben, Feuer, Gasangriffe und, wenn ich richtig gehört habe, auch wie man eine Kalaschanikow zusammenbaut. Aber ich habe während der Zeit ja Russisch.
 
Spannend ist auch, wie alle versuchen meinen Namen auszusprechen; Chainrich (mit Rachen-ch), über Chenry, oder Genry. Meistens bin ich aber Genrich. Am Anfang ist das komisch, aber ich hab mich schon dran gewöhnt so genannt zu werden.

Zum Frühstück gab es gestern Kascha aus Buchweizengries. Das schmeckt in etwas so, als lässt man Haferflocken feucht werden und stellt sie dann ein Jahr weg. Aber es geht und alles andere schmeckt echt gut!

Kascha aus Buchweizen

Jeder weiß, dass ich Süßigkeiten liebe, daher musste ich mich schonmal an die regionalen Gegebenheiten anpassen. Das hier sind komische gefüllte Fruchtbonbons. Die sind ganz in Ordnung, aber es geht echt nichts über Haribo (:


Russisches Wort des Tages:

школа- Schule


From Russia with Love,

Heinrich

Montag, 3. September 2012

Fernsehen und Selbstgespräche

Eigentlich hatte ich gedacht, heute ist mein erster Unterrichtstag, aber Mascha meinte, ich müsste heute nicht zur Schule. Naja, ein Tag Ferien mehr!
Dadurch hatte ich mal wieder viel freie Zeit. Um die zu nutzen habe ich heute Fernsehen auf russisch geschaut.
Ich frage mich, was meine Gastfamilie gedacht hat, als ich mir Eweigkeiten den Livemitschnitt von singenden Omas auf einem orthodoxen Massengottesdienst in Jekaterinburg angeschaut habe. Ich fand das jedoch ganz interessant ;D
Zwischendurch schau ich auch den Englisch-Kanal, damit ich wenigstens etwas verstehe. Dort läuft aber den ganzen Tag nur Grammatik..

Spannend sind auch russische Filme, auch wenn die Synchronisation manchmal sehr monoton ist. Am besten ist, dass es die Nebencharaktere, die einmal eine kurze Szene haben,  alle nur eine Stimme haben. Besonders gut ist das, wenn sich dann 2 Personen mit der gleichen Stimme unterhalten.
Laut meinem Gastbruder, kann man sich hier legal jeden Film aus dem Internet herunterladen. Dem trau ich aber nicht so ganz :D

Manche gesellschaftlich Strukturen sind dann doch etwas veraltet. Wenn ich von meiner Schwester erzähle, fragen alle ob sie mit 21 schon verheiratet ist und schauen etwas mitleidig aus der Wäsche, wenn ich das verneine. Ansonsten sind aber, vor allem die junge Russen, so wie Jugendlcihe überall auf der Welt ;D

Russische Tristesse                                                    

Russisches Wort des Tages:


телевизор - Fernseher


From Russia with love

Heinrich





Sonntag, 2. September 2012

Schaschlik und Schleifen im Haar

Der erste Schultag, also in ganz Russland der 1. September, wird traditionell groß gefeiert.
Die Schüler ziehen sich festlich an, meist ein weißes Hemd. Mascha, die eigentlich so groß ist wie ich, überragte mich auf ihren Absatzschuhen um Längen ;D
Wenn man ankommt schenkt man seinem Klassenlehrer Blumen und setzt sich dann ins Kulturhaus, in dem die Feier stattfindet. Jede wichtige Person (Bürgermeister, Direktorin, Kommitteeleiter) kann auf der Veranstaltung dann etwas wichtiges sagen, was mich aber dann nicht so eindringend interessierte, da natürlich alles auf Russisch war (die anderen aber scheinbar auch nicht). Dann singt man die Schulhymne.
Danach muss jede Klasse noch einmal auf die Bühne. In meiner Schule werden alle Schüler, von der 1. bis zur 11. Klasse unterrichtet, allerdings sind alle Klassen einzügig.

Am besten sind aber die Erstklässler, die Mädchen mit großen weißen Schleifen im Haar und die Jungs im Anzug.

Auf der Bühne darf jeder dann noch ein Gedicht aufsagen. Man muss dabei aufpassen, dass einem nicht das Trommelfell platz, wenn jedes Kind mit seiner kreischenden Stimme seine Strophe ins Mikrofon brüllt.
Aber das verzeiht man den Kindern, die aussehen wie aus nem Bilderbuch.
Nach der Veranstaltung geht man noch mal in die Klassen. Meine Lehrerin hat dann irgendetwas angesagt und danacht trinkt die ganze Klasse Tee und isst Kuchen. Das kann man in Deutschland auch einführen!

In Russland scheint das wirklich ein großer Feiertag zu sein, denn viele feiern das auch noch zu Hause.
Später ging es auf die Datscha. Fast jeder Russe, der in der Stadt lebt, hat so ein Wochenendhaus auf dem Dorf. Dort grillt man dann mit den Nachbarn (besser gesagt man macht Schaschlik). Das ist wirklich sehr nett, jeder bringt irgendetwas selbstgemachtes zu Essen mit. Wer danach noch hungrig ist, hat absolut etwas falsch gemacht!

Wenn jemand ein bisschen Russisch kann, dann kann er sich meine Schule mal anschauen:

"Kvant" Gymnasium

Die virtuelle 360° Schultour versteht man aber auch ohne russisch:



Russisches Wort des Tages:

Праздник - Feiertag

From Russia with Love

Heinrich